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Moving the Forum
Präsentation 4. Kapitel „Interacting“
11.06.2022, 14-19h
Humboldt Forum, Saal 1, Saal 5, Humboldt Lab, Passage, Schlüterhof
Eintritt frei

Auf dem Gelände des Humboldt Forums zeigen am Sa, 11. Juni 2022 fünf der insgesamt dreizehn künstlerischen Teams ihre Arbeitsergebnisse – entstanden im Rahmen des vierten Kapitels unter dem Titel „Interacting“. Dieses verfolgt einen notwendigen Dialog mit den Strukturen der Institution und der Welt, die weitgehend außerhalb ihrer Mauern liegt.

14.00 – open end „PRUSAKI CORPS“ Tentakuläre Interruptionen | Passage und Portal II
14.00 – 17.00 „FLOOD“ Choreographic Sound Installation | Saal 5, durational
14.30 | 15.30 |16.30 „Decolonization of the Living Masks“ Performance | Humboldt Lab
14.00 – 19.00 „BIO-DIVERSITY-CITY“ Performance Ritual | durational, Saal 1
17.00 – 18.00 „Re-Inventing Memories“ Performance Ritual | Portal V und Schlüterhof
16.00 – 16.45 Gespräch: „PRUSAKI CORPS“ | Portal II
17.00 – 17.45 Gespräch „FLOOD and Decolonization and Memory of Living Masks“ | Café Lebenswelten 1. Stock
18.00 – 18.45 Gespräch „Re-Inventing Memories“ | Schlüterhof

„Decolonization and Memory of Living Masks“ von Ahmed Soura

Die Tanzperformance Decolonization and Memory of Living Masks beschäftigt sich mit Masken, die in den Ausstellungen des Ethnologischen Museums allgegenwärtig sind. “Die Maske ist ein von Geistern bewohntes Objekt, ein Körper, aber ohne Seele. Die Maske ist unsterblich, sie ist der wahre Wert der Identität eines jeden Volkes. Eine Maske, die ihren Kopf verliert, verliert ihre Identität“, beschreibt Ahmed Soura sein künstlerisches Rechercheobjekt. „Die Dekolonisierung und die Erinnerung an die lebenden Masken ist eine Reise der Identität, die unter den menschlichen Spuren verborgen ist.“
Zur Originalmusik von Johannes Lauer erlebt das Publikum 14 Tänzer*innen in Kommunikation mit den Objekten des Humboldt Labors und begegnet, im Zusammenspiel mit den „Sonnenlampen“, „starken Bildern mit Licht, Schatten und Modernität“.

„FLOOD“ von Sebastian Blasius und Felix Ofosu Dompreh | Sound: Ferdinand Breil

An der Schnittstelle von Choreografie, Installation und Klangkunst thematisiert FLOOD das Thema des „Flutens“ als Daseins- und Protestform im Kontext von Globalisierung und Klimawandel. In ihrer Arbeit beziehen sich die Künstler*innen auch auf eine besondere Form des Protests in der Geschichte des Berliner Stadtschlosses: Gegen den Bau des ersten Schlosses im 15. Jahrhundert protestierten Berliner Bürger*innen, indem sie die Staudämme zur Spree einschlugen und die Baustelle unter Wasser setzten.

In der Debatte um den Bau des Humboldt Forums als Rekonstruktion des Stadtschlosses und dessen politische Implikationen hätten sich manche einen ähnlich widerständigen Akt gewünscht. Haben Akte und Formationen des Flutens, (Durch)strömens und Verflüssigens heute noch ein widerständiges Potenzial, oder sind sie in Zeiten globaler Informations-, Finanz- und Datenströme längst selbst zu einer Form der Macht geworden? FLOOD, eine Durational Performance, lotet die Potenziale und Ambivalenzen dieser Begriffe aus. Performer*innen sind 5 jugendliche Berliner*innen, die als Post-Millenials in besonderer Weise von gegenwärtigen und künftigen Fluten betroffen sind.

„PRUSAKI CORPS“

Auf satirisch-kritische Weise setzte sich das Kollektiv PRUSAKI CORPS mit dem Forum und dem Wiederaufbau des Berliner Schlosses auseinander, und inszeniert eine „tanzende Rebellion, die patriarchale, imperiale und hegemoniale Machtstrukturen in Frage stellt“. Den Ort Ihrer Intervention, die Passage des Humboldt Forums, verstehen die Künstler*innen als „Verdauungstrakt des Gebäudes“ mit Mund und Anus an beiden Enden – in dem sie Bewegung generieren und Ausdruck für eine ungeteilte Kopf-Körper-Einheit finden, wie sie für die PRUSAKI und andere parasitäre Spezies typisch ist.: „Was nützlich und relevant ist, wird hier verarbeitet und aufgenommen. Was nicht nützlich oder sogar schädlich ist, wird ausgeschieden. Wir wollen einen kritischen Verdauungsprozess in Bezug auf Ideen und „Wissen“ fördern.“

Aus dem Müll entsteht eine neue Kreatur: ein hartnäckiges Multi-Spezies-Wirrwarr, ein wurmstichiger Haufen, eine wimmelnde bunte Plage, die eine Revolution tanzt. Das nicht-hierarchische Ensemble PRUSAKI CORPS wird zu einem kollektiven Körper, der aus der Nebeneinanderstellung und Verbindung von Abweichung, Mutation und Revolte im Gegensatz zu Assimilation und Uniformität entsteht. Die Interventionspartitur – sog. „tentakuläre Interruptionen“ – basiert auf der Mitbestimmung und Initiative aller Teilnehmer*innen.

„BIO-DIVERSE-CITY“ von Nagao Akemi und Gabriel Galindez Cruz

Gabriel Galindez Cruz und Nagao Akemi verwandeln Saal 1 mit ihrer Langzeit-Intervention Bio-Diverse-City in einen spirituellen Ort. Eine fünfstündige Heilungszeremonie mit rituellen Handlungen, gemeinsamer Bewegung und autobiografischen Solo-Performances der zehn Teilnehmer*innen lädt das Publikum ein, sich mit seinem Wissen und seiner Herkunft einzubringen, um den Raum neu zu interpretieren und Fragen zu stellen. „Die symbolische Sprache der Rituale kann uns helfen, durch unseren individuellen und kollektiven Körper an einer größeren Welt teilzuhaben, diesen Raum zu heilen und neu zu interpretieren – über das hinaus, was wir derzeit verstehen.“

„Re-Inventing Memories“ von Nora Amin, Adham El-Said und Michiyasu Furutani | Sound: Ehab Abdellatif

Mit ritualhaftem Ansatz, in dem migrantische Körper einen Hintergrund kultureller Vielfalt liefern, erfragt die Performance, wie die kollektive Aktion den Raum zurückerobern und umgestalten kann. Re-Inventing Memories verspricht Spuren zu hinterlassen – im Raum des Forums und in der Erinnerung der Besucher*innen, die selbst teilnehmen können. Mit zeremonieller Bewegung und Stimme entsteht ein Ritual der Selbstbefreiung und Zusammengehörigkeit, „das einen neuen Geist des Raums jenseits seiner Materialität schaffen kann“.

Im Gespräch

Das kuratorische Team Im Gespräch: Körper, Objekte und Aktionen lädt ein, die Aufführungen dieses Kapitels von Moving the Forum zu reflektieren und Eindrücke, die dabei entstehen, mit den Beteiligten und dem Publikum zu teilen. Was stellt einen transformativen Moment in der Begegnung mit performativen Akten und sich anschließenden Gesprächen dar?

16:00–16:45 Gespräch (DE / ENG) PRUSAKI CORPS: der Körper als Rebellion; Interruptionen als kreatives Tool, der Verdauungskanal des Schlosses
Wie kann der Körper ein Agens der Rebellion sein (werden)? Inwiefern ist epistemische Gewalt in westlichen Wissenspraktiken präsent? Wie können wir, indem wir uns bewegen, eine Bewegung werden, die die Macht lächerlich macht? Wie lassen sich Unterbrechung und Störung als generative und kreative Werkzeuge nutzen?

Kommen Sie dem rätselhaften Prusaki Corps näher, wenn sie nach ihren tentakulären Interruptionen eine Atempause einlegen und an den Fragen und Provokationen teilhaben lassen, die sie zu dem Prozess der Arbeit in der “Verdauungstrakt”, der Passage des Humboldt Forums, geführt haben. Die Intervention hat kein Ende, denn das Fragen geht weiter.

17:00-17:45 Gespräch (DE / ENG) FLOOD, Decolonization and Memory of Living Masks: Ein Gespräch über Masken und die mit ihnen verbundenen Identitäten
Die Teams von FLOOD und Decolonization and memory of living masks führen ein Gespräch über die verschiedenen Facetten von Masken – in der Gesellschaft und in Gesellschaften, in Sammlungen und in der eigenen Identität. Wie viel verbirgt die Maske, und was offenbart sie? Und wo hört sie auf?

Das Publikum ist eingeladen, Fragen zu stellen, Eindrücke zu teilen, den Überlegungen zu Fassaden, Spiegeln und Masken zu folgen und zu erfahren, was diese Projektionen über das Humboldt Forum und seine Sammlungen enthüllen oder gegenüberstellen.

18:15-19:00 Gespräch (ENG) Re-inventing memories: Die Beziehung zum Ritual
Teilnehmer*innen und Publikum durchlaufen einen gemeinsamen Prozess während des Rituals in Re-inventing memories. Dies leitet über in ein Gesprächsformat: Da Steine Träger von Erinnerungen sind, fragen wir uns, was unsere unmittelbaren Erinnerungen an das Ritual sind, in der Hoffnung, dass die Energie, die während der Aufführung entstand, ihre Spuren der Transformation und des Zusammenseins hinterlässt.